Täter & Täterinnen
Biografien

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Emilie Schneider

geb. Burg, 17. November 1898, Wien
verst. 18. Februar 1986, Wien


Emilie Schneider, geborene Burg, kommt kurz vor der Jahrhundertwende in Wien zur Welt. Ihr Vater ist Monteur. Sie verbringt ihre Kindheit in Wien-Favoriten. Später zieht die Familie zu mütterlichen Verwandten ins Weißgerberviertel im 3. Bezirk. Die junge Frau macht eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten und findet Arbeit als Kontoristin.

 

Emilie heiratet Anfang 1918. Ihr Mann Sigmund Schneider ist in Himberg nahe Bruck an der Leitha gebürtig, seine Eltern stammen ursprünglich aus Böhmen. Der Bräutigam leistet zum Zeitpunkt der Eheschließung Kriegsdienst als Feldwebel beim k. u. k. Eisenbahnregiment; sein bürgerlicher Beruf wird als Buchhalter angegeben. Den Großteil seines Lebens arbeitet Sigmund Schneider als Installateur. Das junge Paar wohnt bis zur Geburt eines Sohnes 1921 bei den Schwiegereltern in Wien 10. Ab 1924 wohnen Schneiders langfristig in Wien-Margareten. Mitte 1939 kommt es vermutlich aus gesundheitlichen Gründen zur Übersiedlung nach Tullnerbach-Lawies im Wienerwald, wo Sigmund Schneider bald darauf verstirbt.

 

Nach dem Tod ihres Mannes zieht Emilie Schneider zurück in die Stadt. Sie nimmt eine Wohnung in Wien 6., Ecke Webgasse/Mariahilfer Straße. Im Februar 1941 tritt die junge Witwe über Vermittlung des Arbeitsamts in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Sie ist hier für den Briefverkehr mit Wiener Bankinstituten in vermögensrechtlicher Beziehung zuständig. Mindestens einmal wohnt sie einer »Kommissionierung« bei, bei der sie für die Verzeichnung des Bargelds zuständig ist, das man den zu Deportierenden abnimmt.

 

Im März 1943, nach Abschluss der großen Deportationen, wechselt Schneider in die Finanzlandesdirektion Wien (damals Oberfinanzpräsident Wien-Niederdonau). Im NS-Staat nimmt diese Behörde eine Schlüsselposition im staatlichen Vermögensentzug ein.

 

Nach 1945 verwaltet die Finanzlandesdirektion das durch den Staat entzogene oder ihm zugefallene Vermögen und ist erstinstanzliche Behörde für Rückstellungsanträge nach dem ersten und zweiten Rückstellungsgesetz. Emilie Schneider arbeitet vermutlich als Sachbearbeiterin in der Abteilung für Vermögenssicherung und Rückstellungsangelegenheiten. Sie geht 1963 mit Erreichen des 65. Lebensalters in Pension.

Emilie Schneider, geborene Burg, kommt kurz vor der Jahrhundertwende in Wien zur Welt. Ihr Vater ist Monteur.[1] Sie verbringt ihre Kindheit in Wien, 10., Favoriten. Später zieht die Familie zu mütterlichen Verwandten ins Weißgerberviertel im 3. Bezirk.[2] Die junge Frau macht eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten und findet Arbeit als Kontoristin.


Emilie heiratet Anfang 1918.[3] Ihr Mann Sigmund Schneider[4] ist in Himberg nahe Bruck an der Leitha gebürtig, seine Eltern stammen ursprünglich aus Böhmen.[5] Der Bräutigam leistet zum Zeitpunkt der Eheschließung Kriegsdienst als Feldwebel beim k. u. k. Eisenbahnregiment; sein bürgerlicher Beruf wird als Buchhalter angegeben. Den Großteil seines Lebens arbeitet Sigmund Schneider als Installateur. Das junge Paar wohnt bis zur Geburt eines Sohnes 1921[6] bei den Schwiegereltern in Favoriten. Ab 1924 wohnen Schneiders langfristig in Wien, 5., Margareten. Mitte 1939 kommt es vermutlich aus gesundheitlichen Gründen zur Übersiedlung nach Tullnerbach-Lawies im Wienerwald,[7] wo Sigmund Schneider bald darauf verstirbt.[8]


Nach dem Tod ihres Mannes zieht Emilie Schneider zurück in die Stadt. Sie nimmt eine Wohnung in Wien, 6., Ecke Webgasse/Mariahilfer Straße.[9] Im Februar 1941 tritt die junge Witwe über Vermittlung des Arbeitsamts in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Sie ist hier für den Briefverkehr mit Wiener Bankinstituten in vermögensrechtlicher Beziehung zuständig. Mindestens einmal wohnt sie einer „Kommissionierung“ bei, bei der sie für die Verzeichnung des Bargelds zuständig ist, das man den zu Deportierenden abnimmt.[10]


Im März 1943, nach Abschluss der großen Deportationen, wechselt Schneider in die Finanzlandesdirektion Wien (damals Oberfinanzpräsident Wien-Niederdonau).[11] Im NS-Staat nimmt diese Behörde eine Schlüsselposition im staatlichen Vermögensentzug ein.


Nach 1945 verwaltet die Finanzlandesdirektion das durch den Staat entzogene oder ihm zugefallene Vermögen und ist erstinstanzliche Behörde für Rückstellungsanträge nach dem ersten und zweiten Rückstellungsgesetz. Emilie Schneider arbeitet vermutlich als Sachbearbeiterin in der Abteilung für Vermögenssicherung und Rückstellungsangelegenheiten. Sie geht 1963 mit Erreichen des 65. Lebensalters in Pension.[12]

[1] Pfarre r. k. St. Johann Evangelist, Taufbuch, Bd. 39, fol. 894. Eltern: Karl Burg, Sofie geb. Kreyca.

[2] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1917.

[3] Pfarre r. k. St. Othmar unter den Weißgerbern, Trauungsbuch, Bd. 15, fol. 83.

[4] Sigmund Carl Schneider, geb. 12.2.1892, Himberg, verst. 17.7.1939, Wien.

[5] Pfarre r. k. Himberg, Taufbuch, Bd. 9, fol. 281.

[6] Pfarre r. k. Döbling, Taufbuch, Bd. 33, fol. 542.

[7] WStLA, Historische Meldedaten.

[8] Feuerhalle Simmering, Grab 6-2-3-152.

[9] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1942.

[10] WStLA, Volksgericht, Vg Vr-Strafakten, Zl. 5298/46, fol. 85–86. Zeugenvernehmung Emilie Schneider, 8.10.1946.

[11] ÖStA, AdR, BPA, ZBA, Zl. 62-2200.

[12] Ebd.