geb. 16. Juni 1912, Wien
hing. 17. September 1948, Litoměřice
Rudolf Haindl wächst in Meidling auf. Sein Vater ist Elektrotechnikermeister mit eigener Firma. Bei ihm geht Rudolf jun. in die Lehre und bleibt nach der Gesellenprüfung im Familienbetrieb. Im Sommer 1935 heiratet er Adolfine Krčmař, eine Niederösterreicherin.
Haindl meldet sich unmittelbar nach dem »Anschluss« zur SS-Standarte 11. Gleichzeitig bemüht er sich um rückwirkende Bestätigung seiner Mitgliedschaft in der NSDAP, der er 1931 vorübergehend beigetreten war. Im Frühjahr 1939 wird Haindl vom SD aufgenommen und kommt Probe in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Im Herbst 1939 erfolgt die Einberufung zur Wehrmacht: Haindl absolviert seine Militärausbildung bei der schweren Flak in Baden bei Wien, Passau und Köln. Ende 1940 wird er vom Kriegsdienst als unabkömmlich (»UK«) freigestellt und wechselt zurück zum SD nach Wien. Haindl versieht seinen Dienst im Sammellager in der Castellezgasse und ist ab 1941 an den »Aushebungen« und der Beaufsichtigung von Deportationszügen aus Wien maßgeblich beteiligt.
In diese Zeit fällt die Geburt des dritten Kindes und die Übersiedlung in eine große Wohnung in Wien 12., Bonygasse 5, unweit seines Elternhauses. Der 80-jährige Hausbesitzer wird mit seiner Frau nach Opatów deportiert. Dessen Abfertigung im Sammellager leitet Haindl persönlich. Sein neues Zuhause richtet Haindl mit Möbeln ein, die er über die von der Gestapo eingerichteten Verwertungsstelle für jüdisches Umzugsgut, genannt Vugesta, zu Schleuderpreisen erwirbt.
1942 wechselt Haindl in die Zentralstelle nach Prag. Von April 1943 bis Mai 1945 versieht er Dienst als Mitglied der SS-Kommandantur des KZ Theresienstadt. Hier ist Haindl für die Übernahme und Durchschleusung der Neuankommenden verantwortlich. Weiters beaufsichtigt Haindl die Abfertigung von Transporten, die von Theresienstadt nach Auschwitz gehen; manche davon begleitet er auf der dreitägigen Zugfahrt. Schließlich hat Haindl die Aufsicht über das Krematorium von Theresienstadt und ist gegen Kriegsende für die Versenkung von rund 25.000 Urnen in der Eger verantwortlich.
Der große und sehr kräftige Haindl ist für die besondere Brutalität, mit der er seine Opfer misshandelt, berüchtigt. In der Häftlingswerkstatt von Theresienstadt lässt er für sich Erinnerungsstücke anfertigen: Bilder seiner vier Kinder, alpine Ansichten, und eine Brosche mit den Initialen seiner Frau.
Zu Kriegsende flüchtet Haindl. Er lässt sich mit seiner Familie in Adnet nahe Hallein nieder, wo er im Herbst 1946 verhaftet wird. Nach einjähriger Internierung im Camp Marcus W. Orr (genannt Glasenbach) wird er an die Tschechoslowakei ausgeliefert. Das Volksgericht Litoměřice verurteilt Haindl im September 1948 wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode durch den Strang. Das Urteil wird am selben Tag vollstreckt.
Rudolf Haindl wächst in Wien, 12., Meidling auf.[1] Sein Vater ist Elektrotechnikermeister mit eigener Firma.[2] Bei ihm geht Rudolf jun. in die Lehre und bleibt nach der Gesellenprüfung im Familienbetrieb.[3] Im Sommer 1935 heiratet er Adolfine Krčmař, eine Niederösterreicherin.[4]
Haindl meldet sich unmittelbar nach dem „Anschluss“ zur SS-Standarte 11. Gleichzeitig bemüht er sich um rückwirkende Bestätigung seiner Mitgliedschaft in der NSDAP, der er 1931 vorübergehend beigetreten war.[5] Im Frühjahr 1939 wird Haindl vom SD aufgenommen und kommt auf Probe in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Im Herbst 1939 erfolgt die Einberufung zur Wehrmacht: Haindl absolviert seine Militärausbildung bei der schweren Flak in Baden bei Wien, Passau und Köln. Ende 1940 wird er vom Kriegsdienst als unabkömmlich („UK“) freigestellt und wechselt zurück zum SD nach Wien. Haindl versieht seinen Dienst im Sammellager in der Castellezgasse und ist ab 1941 an den „Aushebungen“ und der Beaufsichtigung von Deportationszügen aus Wien maßgeblich beteiligt.[6]
In diese Zeit fallen die Geburt des dritten Kindes und die Übersiedlung in eine große Wohnung in Wien, 12., Bonygasse 5, unweit seines Elternhauses.[7] Der 80-jährige Hausbesitzer wird mit seiner Frau nach Opatów deportiert.[8] Dessen Abfertigung im Sammellager leitet Haindl persönlich.[9] Sein neues Zuhause richtet Haindl mit Möbeln ein, die er über die von der Gestapo eingerichteten Verwertungsstelle für jüdisches Umzugsgut, genannt Vugesta, zu Schleuderpreisen erwirbt.[10]
1942 wechselt Haindl in die Zentralstelle nach Prag. Von April 1943 bis Mai 1945 versieht er Dienst als Mitglied der SS-Kommandantur des KZ Theresienstadt. Hier ist Haindl für die Übernahme und Durchschleusung der Neuankommenden verantwortlich.[11] Weiters beaufsichtigt Haindl die Abfertigung von Transporten, die von Theresienstadt nach Auschwitz gehen;[12] manche davon begleitet er auf der dreitägigen Zugfahrt.[13] Schließlich hat Haindl die Aufsicht über das Krematorium von Theresienstadt und ist gegen Kriegsende für die Versenkung von rund 25.000 Urnen in der Eger verantwortlich.[14]
Der große und sehr kräftige Haindl ist für die besondere Brutalität, mit der er seine Opfer misshandelt, berüchtigt.[15] In der Häftlingswerkstatt von Theresienstadt lässt er für sich Erinnerungsstücke anfertigen: Bilder seiner vier Kinder, alpine Ansichten und eine Brosche mit den Initialen seiner Frau.[16]
[1] Pfarre r. k. Meidling, Taufbuch, Bd. 61a, fol. 197. Eltern: Rudolf Haindl, Anna geb. Grill.
[2] WStLA, LGfSS, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 8881/46, Bd. I, fol. 33–35. Bericht, 25.7.1946.
[3] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl 1814/56, fol. 19f. Niederschrift Anna Haindl, 22.7.1946.
[4] Adolfine Haindl, geb. Krčmař, 11.2.1912, Gegend Eck, verst. 13.4.1985, Wien. Pfarre r. k. Hainfeld, Taufbuch, Bd. 10, fol. 144.
[5] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Sign. R 9361-II/354729. Wiederaufnahme, 12.6.1943.
[6] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 8881/46, Bd. I, fol. 33–35. Bericht, 25.7.1946; WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 179. Niederschrift Rudolf Haindl.
[7] WStLA, Gauakt, Zl. 223.927.
[8] Bernhard Stefansky, geb. 25.11.1861, dept. 12.3.1941, Lagów/Opatów; Anna Stefansky, geb. Pollak, 27.11.1877, Stockerau, dept. 12.3.1941, Lagów/Opatów.
[9] ÖStA, AdR, FLD, Zl. 17343. Niederschrift, 10.3.1941.
[10] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 19f. Niederschrift Anna Haindl, 22.7.1946.
[11] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 8881/46, Bd. I, fol. 33–35. Bericht, 25.7.1946; WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 179. Niederschrift Rudolf Haindl.
[12] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 43–53. Niederschrift Dr. Ernst Feldsberg, 18.10.1946.
[13] Anna Hájková, The Last Ghetto: An Everyday History of Theresienstadt, Oxford 2020, 206.
[14] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 29. Polizeidirektion Wien, Abschlussbericht, 28.11.1946.
[15] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 748/55, Bd. I, fol. 35–37. Zeugenvernehmungen Zdenka Lengrova, 18.3.1946, Selma Ornstein, 2.4.1946.
[16] Anne Weise/Alfred Bergel, Sketches of a Forgotten Life: From Vienna to Auschwitz, Forest Row 2021, 167.
[17] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 179. Niederschrift.
[18] Salzburger Volkszeitung, 28.10.1946, 3.
[19] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 354.933.
[20] SOAL, Mimořádný lidový soud, Zl. 147/48.
[21] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 1814/56, fol. 197. Totenschein.