geb. 11. April 1914, Obersdorf nahe Wolkersdorf
verst. 17. Juni 1976, Hinterstoder
Richard Buchholz wird im Weinviertel geboren, wobei beide Eltern aus Wien stammen. Der Vater ist Bediensteter der k. k. Staatsbahnen, später der Österreichischen Bundesbahnen. Nach der Volksschule in Obersdorf absolviert er in Wien vier Klassen eines Realgymnasiums und drei Jahrgänge einer Maturaschule, besteht die Reifeprüfung jedoch nicht.
Bereits als Mittelschüler ist Buchholz in der nationalsozialistischen Bewegung aktiv. Er tritt 1931 in die HJ ein und ein Jahr später, mit 18 Jahren, in die SA über. 1933, nach einer ersten Haftstrafe wegen politischer Betätigung für die nunmehr verbotene NSDAP, setzt sich Buchholz zur Österreichischen Legion nach Deutschland ab. Er ist im SA-Hilfswerklager Nord-West in Dorsten stationiert, bis er 1936 in die Wehrmacht einberufen wird. Mitte 1938 wird Buchholz nach Wien kommandiert; im Oktober macht er als Wehrmachtsangehöriger die Besetzung des Sudetenlandes mit.
Nach Beendigung der aktiven Dienstpflicht wird Buchholz im November 1938 beim SD-Oberabschnitt Donau aufgenommen und der Zentralstelle für jüdische Auswanderung zugeteilt. Er arbeitet als Sachbearbeiter im Innendienst. Mitte 1939 wechselt er an die in Aufbau befindliche Zentralstelle in Prag, wo man ihn mit der Verwaltungsführung betraut. Ende 1940 heiratet Buchholz seine ebenfalls aus Wien stammende Kollegin Emilie Wicha. Die ausgebildete Handarbeitslehrerin aus nationalsozialistischem Elternhaus ist vorerst in der Zentralstelle in Wien und ab 1940 in Prag als Stenotypistin angestellt. Bald nach der Eheschließung wird eine Tochter geboren.
Buchholz, dessen NSDAP-Mitgliedschaft erst Mitte 1940 nachweisbar ist, steigt in der Prager Zentralstelle die Karriereleiter hoch. Er dient ab 1941 als Verbindungsführer zur Verwaltungs- und Verwertungsstelle des Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren, der den Haus- und Grundbesitz tschechischer Jüdinnen und Juden verwaltet. Gleichzeitig ist er Stellvertreter von Hans Günther. Zudem verwaltet Buchholz das Budget des KZ Theresienstadt und besucht öfters das Lager. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die Erfassung und Verwertung von Vermögenswerten deportierter Jüdinnen und Juden. Dementsprechend hat er freien Zugriff auf die Depots mit enteignetem Besitz.
Im Mai 1945 gelingt es Buchholz, sich von Prag aus Richtung Salzkammergut durchzuschlagen, wo sich seine Familie zu Kriegsende befindet. Er gerät vorübergehend in US-Gefangenschaft, kommt aber bald wieder auf freien Fuß. Er arbeitet zunächst als Lazarettpfleger und danach im Spital eines DP-Lagers in Linz; später ist er als Vertreter tätig. Im Herbst 1947 wird Buchholz in Goisern aufgegriffen und wegen Zugehörigkeit zur Österreichischen Legion angezeigt. Während der laufenden Ermittlungen ist er als Hochofenarbeiter bei der VOEST beschäftigt. Infolge seiner Anklage wegen Hochverrats und Betrugs beschönigt Buchholz seine politische Betätigung während der Verbotszeit und leugnet seine Beteilung an der Verfolgung von Jüdinnen und Juden. Das Verfahren vor dem Volksgericht Linz endet 1949 mit einem Freispruch: Buchholz‘ Verhalten lasse weder auf auffallende Ehrlosigkeit noch auf eine besonders verwerfliche Gesinnung schließen, so das Urteil.
Buchholz lässt sich mit Frau und Kind im Linzer Stadtteil Neue Heimat nieder und findet eine Anstellung als Buchhalter. Seine Zeugeneinvernehmung im Zuge des Verfahrens gegen seinen SS-Kameraden Alfred Slawik im Jahr 1961 fällt denkbar knapp aus. Ein späteres Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts von NS-Verbrechen in Brünn und Prag muss 1979 eingestellt werden, da Buchholz bereits verstorben ist.
Richard Buchholz wird im Weinviertel geboren, wobei beide Eltern aus Wien stammen.[1] Der Vater ist Bediensteter der k. k. Staatsbahnen, später der Österreichischen Bundesbahnen. Nach der Volksschule in Obersdorf absolviert er in Wien vier Klassen eines Realgymnasiums und drei Jahrgänge einer Maturaschule, besteht die Reifeprüfung jedoch nicht.[2]
Bereits als Mittelschüler ist Buchholz in der nationalsozialistischen Bewegung aktiv. Er tritt 1931 in Wolkersdorf in die HJ ein und ein Jahr später, mit 18 Jahren, in die SA über. 1933, nach einer ersten Haftstrafe wegen politischer Betätigung für die nunmehr verbotene NSDAP, setzt sich Buchholz zur Österreichischen Legion nach Deutschland ab. Er ist im SA-Hilfswerklager Nord-West in Dorsten stationiert,[3] bis er im Herbst 1936 in die Wehrmacht einberufen wird. Er durchläuft die militärische Ausbildung in der Infanteriegarnison Bielefeld im Nachrichtendienst.[4] Mitte 1938 wird Buchholz nach Wien kommandiert; im Oktober macht er als Wehrmachtsangehöriger die Besetzung des Sudetenlandes mit.[5]
Nach Beendigung der aktiven Dienstpflicht wird Buchholz im November 1938 beim SD-Oberabschnitt Donau aufgenommen und der Zentralstelle für jüdische Auswanderung zugeteilt. Er arbeitet als Sachbearbeiter im Innendienst.[6] Kurz nach den November-Pogromen übersiedelt Buchholz von der Meidlinger Kaserne in die elegante Villa einer Pötzleinsdorfer Industriellenfamilie in Wien, 18., Starkfriedgasse 58.[7] Vermutlich will man durch die Präsenz des SS-Manns die Enteignung des Besitzes forcieren.[8]
Mitte 1939 wechselt Buchholz an die in Aufbau befindliche Zentralstelle in Prag, wo man ihn mit der Verwaltungsführung betraut.[9] Ende Dezember 1940 heiratet Buchholz seine ebenfalls aus Wien stammende Kollegin[10] Emilie Wicha[11]. Die ausgebildete Handarbeitslehrerin aus nationalsozialistischem Elternhaus ist vorerst in der Zentralstelle in Wien und ab 1940 in Prag als Stenotypistin angestellt. Bald nach der Eheschließung wird eine Tochter in Prag geboren.
Buchholz, dessen NSDAP-Mitgliedschaft erst Mitte 1940 nachweisbar ist,[12] steigt in der Prager Zentralstelle die Karriereleiter hoch. Er dient ab 1941 als Verbindungsführer zur Verwaltungs- und Verwertungsstelle des Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren, der den Haus- und Grundbesitz tschechischer Jüdinnen und Juden verwaltet. Gleichzeitig ist er Stellvertreter von Hans Günther.[13] Zudem verwaltet Buchholz das Budget des KZ Theresienstadt und besucht öfters das Lager.[14] Zu seinen Hauptaufgaben gehört die Erfassung und Verwertung von Vermögenswerten deportierter Jüdinnen und Juden. Dementsprechend hat er freien Zugriff auf die Depots mit enteignetem Besitz.[15] Als etwa Brunner I beginnt, seine neue Villa in Währing einzurichten, schanzt ihm Buchholz passende Möbel aus Prag zu.[16]
Im Mai 1945 flüchten die Mitarbeiter der Prager Dienststelle in einer Kolonne von fünf Autos aus Prag.[17] Buchholz gelingt es, sich Richtung Salzkammergut durchzuschlagen, wo sich seine Familie zu Kriegsende befindet.18 Er gerät vorübergehend in US-Gefangenschaft, kommt aber bald wieder auf freien Fuß. Buchholz arbeitet zu nächst als Lazarettpfleger und danach im Spital eines DP-Lagers in Linz;[19] später ist er als Vertreter tätig.[20] Im Herbst 1947 wird Buchholz in Goisern aufgegriffen und wegen Zugehörigkeit zur Österreichischen Legion angezeigt.[21] Während der laufenden Ermittlungen ist er als Hochofenarbeiter bei der VÖEST beschäftigt.[22] Infolge seiner Anklage wegen Hochverrats und Betrugs beschönigt Buchholz seine politische Betätigung während der Verbotszeit und leugnet seine Beteilung an der Verfolgung von Jüdinnen und Juden. Das Verfahren vor dem Volksgericht Linz endet 1949 mit einem Freispruch: Buchholz‘ Verhalten lasse weder auf auffallende Ehrlosigkeit noch auf eine besonders verwerfliche Gesinnung schließen, so das Urteil.[23]
Buchholz lässt sich mit Frau und Kind im Linzer Stadtteil Neue Heimat nieder und findet eine Anstellung als Buchhalter.[24] Seine Zeugeneinvernehmung im Jahr 1961 im Zuge des Verfahrens gegen seinen SS-Kameraden Alfred Slawik fällt denkbar knapp aus.[25] Ein späteres Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts von NS-Verbrechen in Brünn und Prag muss 1979 eingestellt werden, da Buchholz bereits verstorben ist.[26]
[1] Pfarre r. k. Obersdorf, Taufbuch, Bd. 1, fol. 8. Eltern: Friedrich Maria Buchholz, Amalia geb. Braun.
[2] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361- III/519395, fol. 913. Personalangaben.
[3] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361- III/566343.
[4] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361- III/519395, fol. 913. Personaldaten.
[5] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361- III/23548. Lebenslauf.
[6] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl 2729/63, Teil 3, Bd 5, fol. 129–140. Zeugenvernehmung Richard Hartenberger, 22.9.1961.
[7] WStLA, Historische Meldedaten.
[8] Grundbuch, KG Pötzleinsdorf, EZ 754. Die Liegenschaft steht bis 1941 im Eigentum von Paul Kalbeck und dessen Frau Marie, geb. Mautner, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als Jüdin gilt. Vgl. Marie-Theres Arnbom, Die Villen von Pötzleinsdorf: Wenn Häuser Geschichten erzählen, Wien 2020, 145–149.
[9] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361- III/519395, fol. 911–912. Personal-Bericht.
[10] Standesamt Wien-Wieden, Zl. 1350/40.
[11] Emilie Valerie Buchholz, geb. Wicha, 7.10.1914, Wien, verst. 19.5.2007.
[12] BArch Berlin, NSDAP-Gaukartei, Sign. R 9361-IX Kartei/4890945.
[13] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 3967/61, Bd. 2, fol. 315–347. Zeugenvernehmung Gerhard Günnel, 25./26.5.1961.
[14] Jan Björn Pottharst, Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag, Frankfurt am Main 2002, 84–85.
[15] Siehe: Helene Krejčová/Mario Vlček, Memories Returned: Jewish Property at the Museum of Decorative Arts, Prague, Šenov 2008.
[16] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 5505/46. Niederschrift.
[17] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 3967/61, Bd. 2, fol. 315–347. Zeugenvernehmung Gerhard Günnel, 25./26.5.1961.
[18] Ebd., Bd. 2, fol. 275–277. Aussage Josef Weiszl, 8.2.1945.
[19] OÖLA, Linz Sondergerichte, K 404, Zl. Vg Vr 8033/47. Vernehmung des Beschuldigten Richard Buchholz, 10.11.1947.
[20] Ebd. Gendarmeriepostenkommando Goisern an Bezirksgericht, 18.11.1947.
[21] AStL, NSDAP Registrierungsblätter, Bezirk Gmunden, Bad Goisern, K 13, Bl. 580.
[22] AStL, Historische Meldedaten.
[23] OÖLA, Linz Sondergerichte, K 404, Zl. Vg Vr 8033/47; Ebd., LG Linz, K 1926, Zl. 3St U 7301/47. Urteil, 28.5.1947.
[24] Amtliches Adressbuch der Stadt Linz, 1960/61.
[25] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 3967/61, Bd. 2, fol. 403f. Zeugenvernehmung Richard Buchholz, 25.9.1961.
[26] LGfSS, LG Wien, Zl. 22d Vr 1812/80.