geb. Fingernagel, 19. November 1918, Gerasdorf
verst. 18. Jänner 2020[1]
Gerta Spath wird in Gerasdorf bei Wien geboren. Ihr Vater arbeitet hier als Stationsmeister der österreichischen Staatsbahnen, die Mutter stammt aus der nahe gelegenen Ortschaft Süßenbrunn. Später übersiedelt die Familie nach Horitschon nahe der ungarischen Grenze; die kleine burgenländische Marktgemeinde gehört ab 1921 zu Österreich. Der Vater dient als Stationsvorstand des Bahnhofs Neckenmarkt-Horitschon und ist in der Eisenbahnerwehr bzw. dem Heimatschutz Burgenland aktiv.
1929 wird Gerta Fingernagel nach Wien geschickt, um dort eine der ersten staatlichen Mädchen-Mittelschulen zu besuchen. Sie wird Schülerin der Bundeserziehungsanstalt für Mädchen in der Kalvarienberggasse, die als Internat geführt wird. 1934 übersiedelt die Schule in die aufgelassene k. k. Franz-Josef Militär-Akademie in der Boerhaavegasse, wo Gerta ihr letztes Schuljahr verbringt. Sie absolviert die dort angesiedelte Handelsschule, kehrt im Sommer 1935 16-jährig ins Burgenland zurück und findet Arbeit als Rechtsanwaltsgehilfin.
1938 bewirbt sich Gerta Fingernagel um Aufnahme in die NSDAP, wobei ihre Sympathien bereits vor dem »Anschluss« bestehen. Laut eigenen Angaben dient sie als Deckadresse im Verbindungsdienst zwischen Parteidienststellen während der Verbotszeit. Im Herbst 1939, unmittelbar nach Kriegsausbruch, heiratet sie den gebürtigen Horitschoner Volksschullehrer Rudolf Spath. Ihr Bräutigam ist Absolvent der Lehrerbildungsanstalt des Katholischen Schulvereins in Wien. Mangels Planstelle leistet er 1935/36 ein Freiwilligenjahr im Bundesheer. In seiner Heimatgemeinde dient er als Ortsjugendführer des Österreichischen Jungvolks und ist erst ab 1938 als Mitglied der NSDAP und der SS-Standarte 89 aktenkundig. Dass er den Ehrenwinkel der »Alten Kämpfer« trägt, verweist jedoch auf seine illegale Betätigung während der Verbotszeit als Verbindungsmann zwischen Vaterländischer Front und SS. Trotz deutschnationaler Gesinnung bleibt das Paar seinen katholischen Wurzeln verbunden: Die Ehe wird nicht nur standesamtlich, sondern auch kirchlich geschlossen.
Rudolf Spath, der bereits im Spätsommer in Vorbereitung auf den Überfall auf Polen zur Wehrmacht einrückt, bleibt bis mindestens 1942 im Kriegseinsatz. Gerta Spath arbeitet währenddessen als Stenotypistin in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung und ist ab 1940 in der Dienststelle Prinz-Eugen-Straße als wohnhaft gemeldet. Im Herbst 1942 übersiedelt sie, hochschwanger, zurück nach Horitschon, wo das erste von zwei Kindern geboren wird. Nach ihr tritt Gerta Spaths jüngere Schwester Erna Fingernagel in die Zentralstelle ein.
Über Gerta Spaths beruflichen Werdegang nach Kriegsende ist nichts weiteres bekannt. Ihr Ehemann widmet sich ab den 1950er-Jahren der Sonderpädagogik: Rudolf Spath ist Mitbegründer und langjähriger Direktor der Allgemeinen Sonderschule in Mattersburg.
Gerta Spath wird in Gerasdorf bei Wien geboren.[2] Ihr Vater arbeitet hier als Stationsmeister der österreichischen Staatsbahnen, die Mutter stammt aus der nahe gelegenen Ortschaft Süßenbrunn.[3] Später übersiedelt die Familie nach Horitschon nahe der ungarischen Grenze; die kleine burgenländische Marktgemeinde gehört ab 1921 zu Österreich. Der Vater dient als Stationsvorstand des Bahnhofs Neckenmarkt-Horitschon und ist in der Eisenbahnerwehr bzw. dem Heimatschutz Burgenland aktiv.[4]
1929 wird Gerta Fingernagel nach Wien geschickt, um dort eine der ersten staatlichen Mädchen-Mittelschulen zu besuchen. Sie wird Schülerin der Bundeserziehungsanstalt für Mädchen in der Kalvarienberggasse, die als Internat geführt wird. 1934 übersiedelt die Schule in die aufgelassene k. k. Franz-Joseph-Militärakademie in der Boerhaavegasse, wo Gerta ihr letztes Schuljahr verbringt. Sie absolviert die dort angesiedelte Handelsschule, kehrt im Sommer 1935 16-jährig ins Burgenland zurück[5] und findet Arbeit als Rechtsanwaltsgehilfin.
1938 bewirbt sich Gerta Fingernagel um Aufnahme in die NSDAP, wobei ihre Sympathien bereits vor dem „Anschluss“ bestehen. Laut eigenen Angaben dient sie als Deckadresse im Verbindungsdienst zwischen Parteidienststellen während der Verbotszeit.[6] Im Herbst 1939, unmittelbar nach Kriegsbeginn, heiratet sie den gebürtigen Horitschoner Volksschullehrer Rudolf Spath.[7] Ihr Bräutigam ist Absolvent der Lehrerbildungsanstalt des Katholischen Schulvereins in Wien.[8] Mangels Planstelle leistet er 1935/36 ein Freiwilligenjahr im Bundesheer.[9] In seiner Heimatgemeinde dient er als Ortsjugendführer des Österreichischen Jungvolks und ist erst ab 1938 als Mitglied der NSDAP und der SS-Standarte 89 aktenkundig. Dass er den Ehrenwinkel der „Alten Kämpfer“ trägt, verweist jedoch auf seine illegale Betätigung während der Verbotszeit[10] als Verbindungsmann zwischen Vaterländischer Front und SS.[11] Trotz deutschnationaler Gesinnung bleibt das Paar seinen katholischen Wurzeln verbunden: Die Ehe wird nicht nur standesamtlich, sondern auch kirchlich geschlossen.
Rudolf Spath, der bereits im Spätsommer in Vorbereitung auf den Überfall auf Polen zur Wehrmacht einrückt, bleibt bis mindestens 1942 im Kriegseinsatz.[12] Gerta Spath arbeitet währenddessen als Stenotypistin in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung und ist ab 1940 in der Dienststelle Prinz-Eugen-Straße als wohnhaft gemeldet.[13] Im Herbst 1942 übersiedelt sie, hochschwanger, zurück nach Horitschon, wo das erste von zwei Kindern geboren wird. Nach ihr tritt Gerta Spaths jüngere Schwester Erna Fingernagel in die Zentralstelle ein.
Über Gerta Spaths beruflichen Werdegang nach Kriegsende ist nichts weiteres bekannt. Ihr Ehemann widmet sich ab den 1950er-Jahren der Sonderpädagogik: Rudolf Spath ist Mitbegründer und langjähriger Direktor der Allgemeinen Sonderschule in Mattersburg.[14]
[1] PVA, Mitteilung, Juni 2024.
[2] Pfarre r. k. Gerasdorf, Taufbuch, Bd. 8, fol. 149. Eltern: Johann Fingernagel, Barbara geb. Reinbacher.
[3] Pfarre r. k. St. Johann Evangelist, Trauungsbuch, Bd. 34, fol. 128; Pfarre r. k. Gerasdorf, Trauungsbuch, Bd. 6, fol. 193.
[4] Aufbauarbeit der Eisenbahner im Burgenlande, Deutschösterreichische TagesZeitung, 13.8.1930, 3; Eine Heimwehrversammlung in Neckenmarkt, Neue Eisenstädter Zeitung, 17.8.1930, 2.
[5] WStLA, Historische Meldedaten.
[6] ÖStA, AdR, ZNSZ, Erfassungsantrag, Zl. 6.169.408.
[7] Rudolf Spath, Oberstudienrat, geb. 5.6.1914, Horitschon, verst. nach 1984.
[8] WStLA, Historische Meldedaten.
[9] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Parteikorrespondenz, Sign. R 9361-II/955285.
[10] WStLA, Gaukartei.
[11] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Parteikorrespondenz, Sign. R 9361-II/955285.
[12] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 704.371. NSDAP Personalamt, Politische Beurteilung.
[13] VWI, Eichmann Mappe I. Vgl. Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1942.
[14] Von der Hilfsklasse zur allgemeinen Sonderschule Mattersburg: Recht auf Bildung für alle, 70er Haus der Geschichten, Mattersburg, Juli 2023.