geb. 19. November 1911, Neunkirchen
verst. 25. Dezember 1991 , Essen
Anton Burger wächst in Neunkirchen als Sohn eines Trafikanten auf. Mit 14 Jahren tritt er in eine kaufmännische Lehre ein und bleibt nach deren Abschluss ein Jahr als Verkäufer im ehemaligen Lehrbetrieb. Anfang 1930 rückt er, 18-jährig, als Freiwilliger ins österreichische Bundesheer ein. Hier schließt er sich dem Deutschen Soldatenbund, der neu gegründeten nationalsozialistischen Soldatengewerkschaft, an. 1931 tritt er in die NSDAP sowie in die SA ein und fungiert als deren Vertrauensmann in der Kaserne.
Burger, der schon damals als roh und gewalttätig gilt, wird Mitte 1933 wegen NS-Betätigung unehrenhaft aus dem Bundesheer entlassen. Er setzt sich nach München ab, wo er sich der Österreichischen Legion anschließt. Seine weitere Ausbildung absolviert er am Fliegerhorst Lechfeld. Anlässlich des Juli-Putsches 1934 dringt Burger mit anderen bewaffneten Legionären von Bayern nach Österreich ein, was eine zweiwöchige Haft zur Folge hat. 1935 nimmt er die deutsche Staatsbürgerschaft an.
1938 kehrt Burger im Dienstgrad eines Truppführers in die Heimat zurück. Im Sommer tritt er von der SA in die SS über und wird hauptamtlich beim SD tätig. Ab Herbst 1938 arbeitet Burger bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien in der Dokumentenausgabe. Er wohnt in der Dienststelle.
Mitte 1939 betraut man Burger mit dem Aufbau einer Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag, nach Wiener Vorbild. Im Frühjahr 1941 erfolgt seine Beförderung zum Leiter der Zweigstelle in Brünn im Rang eines Obersturmführers. Im selben Jahr heiratet er Hermine Schützenauer. Seine Braut stammt aus Langenzersdorf. Alle vier Brüder sind »Alte Kämpfer«. Hermine selbst arbeitet, bis zu ihrer Übersiedlung nach Brünn, als Schreibkraft in der Gauamtsleitung Niederdonau.
1942 ist Burger in Brüssel eingesetzt, ab Frühjahr 1943 in Thessaloniki, wo er die Deportation griechischer Jüdinnen und Juden in das KZ Auschwitz leitet. Ab Juli 1943 ist Burger ein halbes Jahr Lagerkommandant des KZ Theresienstadt. 1944 geht er als »Judenreferent« zurück nach Griechenland, wo er für die Deportationen aus Rhodos, Kos, Athen, Ioannina und Korfu verantwortlich ist. Sein letzter Posten führt Burger zurück nach Prag in die Vermögenabwicklungsstelle. Noch im Jänner 1945 erfolgt seine Beförderung zum SD-Hauptsturmführer.
Zu Kriegsende setzt sich Burger mit seiner Frau und den zwei Söhnen nach Aussee ab, wo er im Juli 1945 verhaftet wird. Er wird im amerikanischen Internierungslager Marcus W. Orr (genannt »Glasenbach«) festgehalten, seine wahre Identität bleibt aber unerkannt. Nach seiner Enttarnung im Sommer 1947 gelingt Burger die Flucht. Er entgeht so seiner Auslieferung in die Tschechoslowakei, wo er 1948 in Abwesenheit zum Tod verurteilt wird.
Burger lebt bis 1951 unter falschem Namen in seiner Heimatstadt. Es kommt zur erneuten Verhaftung, nachdem er bewaffnet versucht, sich Zutritt in die Wohnung seiner Frau zu verschaffen, die sich von ihm getrennt hatte. Wiederum gelingt Burger nach wenigen Wochen die Flucht aus der Haft. Trotz Ermittlungen seitens österreichischer und deutscher Behörden kann Burger nicht ausfindig gemacht werden. Er lebt unter dem Pseudonym Wilhelm Bauer bis zu seinem Tod 1991 unbehelligt in Deutschland.
Anton Burger wächst in Neunkirchen als Sohn eines Trafikanten auf.[1] Mit 14 Jahren tritt er in eine kaufmännische Lehre ein und bleibt nach deren Abschluss ein Jahr als Verkäufer im ehemaligen Lehrbetrieb. Anfang 1930 rückt er, 18-jährig, als Freiwilliger ins österreichische Bundesheer ein. Hier schließt er sich dem Deutschen Soldatenbund, der neu gegründeten nationalsozialistischen Soldatengewerkschaft an. 1931 tritt er in die NSDAP, Ortsgruppe Wiener Neustadt, sowie in die SA ein und fungiert als deren Vertrauensmann in der Kaserne.[2]
Burger, der schon damals als roh und gewalttätig gilt, wird Mitte 1933 wegen NS-Betätigung unehrenhaft aus dem Bundesheer entlassen. Er setzt sich nach München ab, wo er sich der Österreichischen Legion anschließt. Burger wird zum „Grenzdienst“ kommandiert, der Auffangstellen für österreichische NS-Flüchtlinge errichtet. Seine weitere Ausbildung absolviert er am Fliegerhorst Lechfeld. Anlässlich des Juli-Putsches 1934 dringt Burger mit anderen bewaffneten Legionären von Bayern nach Österreich ein, was eine zweiwöchige Haft zur Folge hat. 1935 nimmt Burger die deutsche Staatsbürgerschaft an. 1936 rückt er als Freiwilliger beim Reichsarbeitsdienst ein und geht danach wieder zur Legion.[3]
1938 kehrt Burger im Dienstgrad eines Truppführers in die Heimat zurück. Da er ledig ist, wird er vorerst in der Schule in der Steinbauergasse und später in der NSDAP-Kreisleitung in Wien, 2., Leopoldstadt, Sterneckplatz 1 kaserniert.[4] Im Sommer tritt Burger von der SA in die SS über und wird hauptamtlich beim SD tätig. Ab Herbst 1938 arbeitet Burger bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien in der Dokumentenausgabe.[5] Er wohnt in der Dienststelle.[6]
Mitte 1939 betraut man Burger mit dem Aufbau einer Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag, nach Wiener Vorbild. Im Frühjahr 1941 erfolgt seine Beförderung zum Leiter der Zweigstelle in Brünn im Rang eines Obersturmführers.[7] Im selben Jahr heiratet er Hermine Schützenauer.[8] Seine Braut stammt aus einer kinderreichen Familie in Langenzersdorf; ihr Vater ist Kanzleidiener der Nordwestbahn.[9] Alle vier Brüder sind „Alte Kämpfer“.[10] Hermine selbst arbeitet, bis zu ihrer Übersiedlung nach Brünn, als Schreibkraft in der Gauamtsleitung Niederdonau.[11]
1942 ist Burger in Brüssel eingesetzt, ab Frühjahr 1943 in Thessaloniki, wo er die Deportation griechischer Jüdinnen und Juden in das KZ Auschwitz leitet. Ab Juli 1943 ist Burger ein halbes Jahr Lagerkommandant des KZ Theresienstadt.[12] 1944 geht er als „Judenreferent“ zurück nach Griechenland, wo er für die Deportationen aus Rhodos, Kos, Athen, Ioannina und Korfu verantwortlich ist. Sein letzter Posten führt Burger zurück nach Prag in die Vermögenabwicklungsstelle.[13] Noch im Jänner 1945 erfolgt seine Beförderung zum SD-Hauptsturmführer.[14]
Zu Kriegsende setzt sich Burger mit seiner Frau und den zwei Söhnen nach Aussee ab, wo er Ende Juli 1945 verhaftet wird.[15] Burger wird im amerikanischen Internierungslager Marcus W. Orr (genannt „Glasenbach“) festgehalten, seine wahre Identität bleibt aber unerkannt. Nach seiner Enttarnung im Sommer 1947 gelingt Burger die Flucht.[16] Er entgeht so seiner Auslieferung in die Tschechoslowakei, wo er 1948 in Abwesenheit zum Tode verurteilt wird.[17]
[1] Pfarre r. k. Neunkirchen, Taufbuch, Bd. 34, fol. 127. Eltern: Franz Burger, Maria geb. Kacerofsky.
[2] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 748/55, Bd. I, unfol. Lebenslauf.
[3] Ebd., Bd. II, nach fol. 13. Vernehmung des Beschuldigten Anton Burger, 3.4.1951.
[4] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 272.042. Personal-Fragebogen.
[5] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 1, Bd. 1, Bogen 1, fol. 55f–55i. Vernehmung Franz Novak, 20.3.1961.
[6] WStLA, Historische Meldedaten.
[7] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 748/55, Bd. II, fol. 12–15. Vernehmung des Beschuldigten Anton Burger, 31.3.1951.
[8] Hermine, geb. Schützenauer, 11.3.1917, Langenzersdorf, verst. 1.7.2004, Korneuburg; verh. (1) Burger, (2) Samwald. Pfarre r. k. Langenzersdorf, Taufbuch, Bd. 12, fol. 82.
[9] WStLA, Standesamt Floridsdorf, Zl. 478/41.
[10] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361- III/25002, fol. 54. Sippen-Einlagebogen.
[11] Ebd., fol. 33. Lebenslauf.
[12] Siehe: Gabriele Anderl, Die Kommandanten des jüdischen Ghettos in Theresienstadt. Ein Werkstattbericht, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, Bd. 3, Nr. 4 (1992), 563–57.
[13] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 748/55, Bd. II, fol. 12–15. Vernehmung des Beschuldigten Anton Burger, 31.3.1951.
[14] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 272.042. BMI an Bundespolizeidirektion Graz, 24.4.1951.
[15] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 748/55, Bd. II, fol. 12–15. Vernehmung des Beschuldigten Anton Burger, 31.3.1951.
[16] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 272.042. Kartei, Aktenvermerk.
[17] SOAL, Mimořádný lidový soud, Zl. Ls 161/48.
[18] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 748/55, Bd. I, fol. 110. Amtsvermerk, 9.3.1951.
[19] Ebd., Bd. II, fol. 37. Gendarmerie Postenkommando an BG Neunkirchen, 16.2.1952.
[20] Ebd., Bd. II, fol. 25. Gefangenenhaus Favoriten, Meldung, 9.4.1951.
[21] Siehe: Eva Holpfer, Die justizielle Verfolgung der Mitarbeiter der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ nach 1945, Dieter J. Hecht/Michaela Raggam-Blesch/Heidemarie Uhl (Hg.), Letzte Orte: Die Wiener Sammellager und die Deportationen 1941/42, Wien 2019, 187–206.