geb. 29. Jänner 1881, Plumenau/Plumlov
verst. 20. Oktober 1976, Wien[1]
Friedrich, genannt Fritz, Durspek wird in der mährischen Kleinstadt Plumenau als Bedřich Duřspek geboren. Er ist Sohn des örtlichen Postmeisters. Er besucht die siebenjährige deutsche Landes-Oberrealschule in Prossnitz und schlägt nach seiner Matura 1899 die Beamtenlaufbahn ein. Durspek übersiedelt dafür in die Reichshauptstadt Wien, wo er 1906 heiratet. Seine Frau Valerie Paciska ist Tochter eines Zuschneiders im 3. Bezirk. Der Ehe entstammt ein Sohn.
Ähnlich seinem Vater macht Durspek bei der österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung Karriere. Er scheint 1908 als k. k. Postassistent, 1915 als Postoffizial, 1920 als Post-Oberoffizial auf. Die Ernennung zum Amtsdirektor erfolgt 1932. Kurz vor dem »Anschluss« tritt er in den Ruhestand.
Durspek bewirbt sich 1938 um die Aufnahme in die NSDAP. Anfang 1940, nach seiner offiziellen Bestätigung als Parteimitglied, stellt der 59-Jährige ein Ansuchen auf Wiedereinstellung bei der Reichspostdirektion. Sein Ortsgruppenleiter erweist sich als Fürsprecher: Durspek sei langjähriger Sympathisant, jetzt braver Parteianfänger und habe sich als stellvertretender Zellenleiter und Blockwart als »sehr eifriger« Mitarbeiter bewährt.
Der pensionierte Amtsdirektor kann seine langjährige Erfahrung in der Registratur der Zentralstelle für jüdische Auswanderung unter Beweis stellen. Hier trägt Durspek zum Aufbau einer Gesamtkartei der jüdischen Bevölkerung bei. Auch als die Zentralstelle von Auswanderung zu Deportation übergeht, arbeitet Durspek bei den administrativen Abläufen tatkräftig mit. Maßgeblich beteiligt ist er an der Abwicklung des Postversands. Dieser ist von zentraler Bedeutung, da die Einberufung ins Sammellager postalisch zugestellt wird.
Vor jedem Transport gilt es, Postkarten an die für die Deportation bestimmten Personen auszusenden, mit der Aufforderung, sich zum angegebenen Datum in einem bestimmten Sammellager einzufinden. Personen, die dieser Aufforderung nicht Folge leisten, lässt die Zentralstelle gewaltsam ausforschen und festnehmen. Durspek führt diese Tätigkeit vorerst in der Prinz-Eugen-Straße, später in der Castellezgasse aus. Nach dem Abschluss der großen Deportationen wechselt Durspek zur Gestapo auf den Morzinplatz, wo er seine Expertise als Geschäftszimmerangestellter des »Judenreferats« IV B 4 einbringt.
Durspek, dessen Wohnung 1945 ausgebombt ist, setzt sich nach Bayern ab, kehrt aber 1946 nach Wien zurück. Durspeks Ruhegenuss wird 1947 eingestellt, jedoch ist diese Maßnahme nur vorübergehend, da er als Minderbelasteter eingestuft wird. Auch vor dem Volksgericht muss Durspek sich nicht verantworten.
Friedrich, genannt Fritz, Durspek wird in der mährischen Kleinstadt Plumenau als Bedřich Duřspek geboren. Er ist Sohn des örtlichen Postmeisters.[2] Er besucht die siebenjährige deutsche Landes-Oberrealschule in Prossnitz und schlägt nach seiner Matura 1899 die Beamtenlaufbahn ein.[3] Durspek übersiedelt dafür in die Reichshauptstadt Wien, wo er im Mai 1906 heiratet.[4] Seine Frau Valerie Paciska[5] ist Tochter eines Zuschneiders in Wien, 3., Landstraße. Das Paar wohnt über Jahrzehnte in der Rasumofskygasse 2.[6] Der Ehe entstammt ein Sohn.
Ähnlich seinem Vater macht Durspek bei der österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung Karriere. Er scheint 1908 als k. k. Postassistent,[7] 1915 als Postoffizial, 1920 als Post-Oberoffizial auf.[8] Die Ernennung zum Amtsdirektor erfolgt 1932.[9] Kurz vor dem „Anschluss“ tritt er in den Ruhestand.[10]
Durspek bewirbt sich 1938 um die Aufnahme in die NSDAP. Anfang 1940, nach seiner offiziellen Bestätigung als Parteimitglied,[11] stellt der 59-Jährige ein Ansuchen auf Wiedereinstellung bei der Reichspostdirektion. Sein Ortsgruppenleiter erweist sich als Fürsprecher: Durspek sei langjähriger Sympathisant, jetzt braver Parteianfänger und habe sich als stellvertretender Zellenleiter und Blockwart als „sehr eifriger“ Mitarbeiter bewährt.[12]
Der pensionierte Amtsdirektor kann seine langjährige Erfahrung in der Registratur der Zentralstelle für jüdische Auswanderung unter Beweis stellen. Hier trägt Durspek zum Aufbau einer Gesamtkartei der jüdischen Bevölkerung bei. Auch als die Zentralstelle von Auswanderung zu Deportation übergeht, arbeitet Durspek bei den administrativen Abläufen tatkräftig mit. Maßgeblich beteiligt ist er an der Abwicklung des Postversands.[13] Dieser ist von zentraler Bedeutung, da die Einberufung ins Sammellager postalisch zugestellt wird.
Vor jedem Transport gilt es, Postkarten an die für die Deportation bestimmten Personen auszusenden, mit der Aufforderung, sich zum angegebenen Datum in einem bestimmten Sammellager einzufinden. Personen, die dieser Aufforderung nicht Folge leisten, lässt die Zentralstelle ausforschen und gewaltsam festnehmen. Durspek führt diese Tätigkeit vorerst in der Prinz-Eugen-Straße, später in der Castellezgasse aus.[14] Nach dem Abschluss der großen Deportationen wechselt Durspek zur Gestapo auf den Morzinplatz,[15] wo er seine Expertise als Geschäftszimmerangestellter des „Judenreferats“ IV B 4 einbringt.[16]
[1] WStLA, MA 212, A12, Todesbescheinigung.
[2] Matriken Plumov, Taufbuch, Bd. 1880–1900. Eltern: Engelbert Duřspek, Marie geb. Dreser.
[3] XXIV. Jahres-Bericht der deutschen Landes-Oberrealschule zu Prossnitz, 1899, 38, 55.
[4] Pfarre r. k. St. Othmar unter den Weißgerbern, Trauungsbuch, Bd. 11, fol. 168.
[5] Valerie Durspek, geb. Paciska, 2.2.1885, Wien, verst. 12.4.1962, Wien.
[6] WStLA, Historische Meldedaten.
[7] Pfarre r. k. St. Othmar unter den Weißgerbern, Taufbuch, Bd. 16, fol. 173.
[8] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1915, 1920.
[9] Post- und Telegraphenverordnungsblatt, 1932, 150; Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1935.
[10] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1938.
[11] BArch Berlin, NSDAP-Gaukartei, Sign. R 9361-IX Kartei/7080194.
[12] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 190.396.
[13] Siehe z. B. CAHJP, Archiv der IKG Wien, Sign. A/W 2765, A/W 2766. Postkarten mit Paraphe Durspek, Oktober 1941.
[14] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 2, Bd. 4, fol. 29–34. Polizeidirektion Wien, Bericht, 10.4.1961.
[15] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 5840/47.
[16] WStLA, Gauakt. Karteikarte.
[17] WStLA, MA 119, NS-Registrierung, 3. Bezirk, Zl. 7867/III.
[18] ÖStA, AdR, HBbBUT, PTV, 2. Repu LIQU, Zl. Li 257 Vb/48.