Täter & Täterinnen
Biografien

Täter & Täterinnen
Biografien

Halbprofil von Mann in hellem, kartierten Anzug, weißem, leicht gestreiftem Hemd, gemusterter Krawatte und SS-Pinnadel am Revers. Blick nach Links von der Kamera aus. © Deutsches Bundesarchiv
Karl Denk © Deutsches Bundesarchiv
Totale von Mann in Uniform und Lederstiefeln. © Deutsches Bundesarchiv
Karl Denk © Deutsches Bundesarchiv
Halbprofil von Mann in hellem, kartierten Anzug, weißem, leicht gestreiftem Hemd, gemusterter Krawatte und SS-Pinnadel am Revers. Blick rechts an der Kamera vorbei. © Deutsches Bundesarchiv
Karl Denk © Deutsches Bundesarchiv

Karl Denk

SS-Obersturmführer

geb. 9. September 1908, Wien
verst. 29. Dezember 1990, Wien[1]


Karl Denk wächst im 18. Bezirk in einer sozialdemokratischen Familie auf. Sein aus Südmähren stammender Vater ist Bäckergehilfe; die Mutter, eine gebürtige Steierin, arbeitet als Köchin. Denk besucht die Volks- und Bürgerschule und danach eine fachliche Fortbildungsschule als Möbeltischler. 1929 wird er erstmals Vater einer Tochter.

 

In jungen Jahren ist Denk Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und des Republikanischen Schutzbundes. 1932 wechselt er zur NSDAP, Ortsgruppe Währing, wo er in die Bezirksleitung aufsteigt. Während der Verbotszeit wird Denk mehrmals in Haft genommen. Er ist über lange Zeit arbeitslos und findet nur vorübergehend zivilberufliche Beschäftigung als Hilfsarbeiter am Bau. Für die NSDAP ist Denk an der Arbeitslosenauszahlungsstelle in Ottakring als Gaukolporteur postiert. Nach dem »Anschluss« ist Denk einige Monate in einem »arisierten« Handelsunternehmen eingesetzt. Er wird am 9. November 1938, dem Tag der Novemberpogrome, auf Adolf Hitler vereidigt und leitet als Führer des Döblinger Sturms die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung im 19. Bezirk.

 

Ab Jänner 1939 dient Denk bei der SS-Standarte 89 hauptberuflich als Sturmbannadjutant und Personalreferent von Dr. Otto Wächter. Mit seinem Chef zieht er in eine »arisierte« Villa in Wien 19., Wallmodengasse 11. Dienstbeurteilungen lassen darauf schließen, dass Denk, der starker Raucher und Trinker ist, disziplinär auffällt. Nach einer Verwarnung wegen Dienstvernachlässigung wird er schließlich im August 1939 seines Amts enthoben. Denk wechselt daraufhin in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien, wobei er nur wenige Wochen mit der Dienstaufsicht betraut ist. Zu Kriegsausbruch rückt er als Freiwilliger bei der Waffen-SS ein und wird mit dem 4. SS-Totenkopf-Regiment nach Prag verlegt. Etwa zeitgleich erfolgt Otto Wächters Beförderung zum Gouverneur von Krakau.

 

Denk Frau Annemarie Wankl, die er 1940 heiratet, geht mit ihm nach Prag. Die gelernte Schneidermeisterin stammt wie ihr Mann aus dem 18. Bezirk und ist glühende Nationalsozialistin. Die Jahre 1935 bis 1939 verbringt sie als Jugendgruppenführerin und Lazaretthelferin in Deutschland. Ihr Vater und Bruder dienen beide in der Österreichischen Legion.

 

Auch Denks militärischer Einsatz ist nicht von langer Dauer. Im Herbst 1940 wird er zum Dienst in die Prager Zentralstelle für jüdische Auswanderung abgestellt. Hier leitet Denk das Wohnungsreferat: Er ist für die Erfassung und Neuzuteilung von Wohnungen zuständig, die durch Deportation frei werden. Offenkundig entspricht ihm diese Arbeit. Zuletzt wohnt er mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Kindern im Prager Villenviertel Ořechovka. 1944 wird Denk zum SD nach Norwegen versetzt, um das SS-Strafgefangenenlager Falstad als Kommandant zu leiten.

 

Denk gelangt 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und wird nach Deutschland ausgeliefert. Dort wird er in dem am Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen errichteten sowjetischen Speziallager interniert. Nach dessen Auflösung kehrt Denk 1950 über Berlin nach Wien zurück, wo er in Notschlafstellen unterkommt. 1951 zieht er in eine Wohnsiedlung in Wien-Favoriten und findet Arbeit als Isoliermonteur. Vermutlich um diese Zeit kommt es zur Scheidung. Mitte der 1960er-Jahre geht Denk eine zweite Ehe ein.

 

1980 wird gegen Denk und andere ehemalige Angehörige der Gestapo-Leitstelle Brünn und der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag ein Verfahren eröffnet, jedoch bald wieder eingestellt. Denk gibt zu Protokoll, während seiner Prager Dienstzeit circa 3.000 Wohnungen »freigemacht« zu haben, jedoch ohne Wissen darüber, was mit deren deportierten Bewohner:innen in der Folge geschah.

Karl Denk wächst in Wien, 18., Währing in einer sozialdemokratischen Familie auf.[2] Sein aus Südmähren stammender Vater ist Bäckergehilfe; die Mutter, eine gebürtige Steirerin, arbeitet als Köchin.[3] Denk besucht die Volks- und Bürgerschule in der Schopenhauerstraße und danach eine fachliche Fortbildungsschule als Möbeltischler. 1929 wird er erstmals Vater einer Tochter.


In jungen Jahren ist Denk Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und des Republikanischen Schutzbundes.[4] 1932 wechselt er zur NSDAP, Ortsgruppe Währing, wo er in die Bezirksleitung aufsteigt. Während der Verbotszeit wird Denk mehrmals in Haft genommen. Er ist über lange Zeit arbeitslos und findet nur vorübergehend zivilberufliche Beschäftigung als Hilfsarbeiter am Bau. Für die NSDAP ist Denk an der Arbeitslosenauszahlungsstelle in Wien, 16., Ottakring als Gaukolporteur postiert.[5] Er nimmt 1937 noch illegal, 1938 legal am Reichsparteitag teil.[6] Nach dem „Anschluss“ ist Denk einige Monate bei der Handels-AG, Concordiaplatz 1, eingesetzt, einem „arisierten“ Handelsunternehmen für Knöpfe, Stoffe und Galanteriewaren. Er wird am 9. November 1938, dem Tag der Novemberpogrome, auf Adolf Hitler vereidigt[7] und leitet als Führer des Döblinger Sturms die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung im 19. Bezirk.[8]


Ab Jänner 1939 dient Denk bei der SS-Standarte 89 hauptberuflich als Sturmbannadjutant und Personalreferent von Dr. Otto Wächter. Mit seinem Chef zieht er in eine „arisierte“ Villa in Wien, 19., Wallmodengasse 11.[9] Das elegante Anwesen gehört der Eigentümerin der Ankerbrotfabrik.[10] Als Wächters engster Mitarbeiter verfügt Denk über ein gutes Einkommen und einen Dienstwagen. Sein Antrag auf Wiedergutmachung für die in der Verbotszeit abgesessenen Haftstrafen wird deshalb abgelehnt: Er erhält nur einen kleinen Ausgleich für die ihm wegen illegaler NS-Betätigung aberkannte Arbeitslosenunterstützung.[11]


Dienstbeurteilungen lassen darauf schließen, dass Denk, der starker Raucher und Trinker ist, disziplinär auffällt.[12] Im März 1939 wird er wegen Dienstvernachlässigung verwarnt[13] und schließlich im August seines Amts enthoben.[14] Denk wechselt daraufhin in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien,[15] wobei er nur wenige Wochen mit der Dienstaufsicht betraut ist.[16] Zu Kriegsbeginn rückt er als Freiwilliger bei der Waffen-SS ein[17] und wird mit dem 4. SS-Totenkopf-Regiment nach Prag verlegt.[18] Etwa zeitgleich erfolgt Otto Wächters Beförderung zum Gouverneur von Krakau.


Denks Frau Annemarie Wankl,[19] die er Mitte 1940 heiratet, geht mit ihm nach Prag. Die gelernte Schneidermeisterin stammt wie ihr Mann aus Währing und ist glühende Nationalsozialistin. Die Jahre 1935 bis 1939 verbringt sie als Jugendgruppenführerin und Lazaretthelferin in Deutschland.[20] Ihr Vater und Bruder dienen beide in der Österreichischen Legion und werden, wie auch sie selbst, vom NSDAP-Hilfswerk als politische Flüchtlinge unterstützt.[21]


Auch Denks militärischer Einsatz ist nicht von langer Dauer. Im Herbst 1940 rüstet er von der Waffen-SS ab und wird zum Dienst in die Prager Zentralstelle für jüdische Auswanderung abgestellt.[22] Hier leitet Denk das Wohnungsreferat: Er ist für die Erfassung und Neuzuteilung von Wohnungen zuständig, die durch Deportation frei werden.[23] Offenkundig entspricht ihm diese Arbeit. Zuletzt wohnt er mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Kindern im Prager Villenviertel Ořechovka. 1944 wird Denk zum SD nach Norwegen versetzt, um das SS-Strafgefangenenlager Falstad als Kommandant zu leiten.


Denk gelangt 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und wird nach Deutschland ausgeliefert. Dort wird er in dem am Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen errichteten sowjetischen Speziallager interniert.[24] Nach dessen Auflösung kehrt Denk 1950 über Berlin nach Wien zurück, wo er in Notschlafstellen unterkommt. 1951 zieht er in eine Wohnsiedlung in Wien, 10., Favoriten und findet Arbeit als Isoliermonteur. Vermutlich um diese Zeit kommt es zur Scheidung. Mitte der 1960er-Jahre übersiedelt Denk nach Ottakring und geht eine zweite Ehe ein.[25]


1980 wird gegen Denk und andere ehemalige Angehörige der Gestapo-Leitstelle Brünn und der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag ein Verfahren eröffnet, jedoch bald wieder eingestellt. Denk gibt zu Protokoll, während seiner Prager Dienstzeit circa 3.000 Wohnungen „freigemacht“ zu haben, jedoch ohne Wissen darüber, was mit deren deportierten Bewohner:innen in der Folge geschah.[26]

[1] Friedhof Baumgarten, Grab 26-376 (aufgelassen).

[2] WStLA, Historische Meldedaten.

[3] Pfarre r. k. St. Leopold, Taufbuch, Bd. 77, fol. 140. Eltern: Franz Denk, Maria geb. Grabner.

[4] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 266.831. NS-Betreuungsstelle, Fragebogen. Ebd., Lebenslauf.

[5] Ebd.

[6] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 266.831. SS-Stammkarte.

[7] Ebd. Vereidigung.

[8] Ebd. NS-Betreuungsstelle, Fragebogen.

[9] Grundbuch, KG Unter-Döbling, EZ 164.

[10] Siehe: Phyllis McDuff, Villa Mendel: Leben und Schicksal der Ankerbrot-Erbin Bettina Mendl, Wien 2016; Olga Kronsteiner, Verhärteter Blick, Der Standard, 26.1.2020.

[11] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 266.831. Antrag, 10.2.1940.

[12] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/29849. Ärztlicher Untersuchungsbogen, 15.2.1940; Beurteilung, 14.3.1940.

[13] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 266.831. SS-Stammkarte.

[14] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Personalakte, Sign. R 9361-III/521002. Kartei.

[15] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/29849, fol. 1467. Lebenslauf; WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl 2729/63, Teil 4, Bd. 8, fol. 409–411. Zeugenvernehmung Karl Denk, 20.7.1962.

[16] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 3, Bd. 5, fol. 217–220. Polizeidirektion Wien, Bericht, 2.10.1961.

[17] Ebd., Teil 4, Bd. 8, fol. 409–411. Zeugenvernehmung Karl Denk, 20.7.1962. LGfSS, LG Wien, Zl. 22d Vr 1812/80, fol. 41–46. Vernehmung des Beschuldigten Karl Denk, 16.4.1980.

[18] LGfSS, LG Wien, Zl. 22d Vr 1812/80 fol. 41–46. Vernehmung des Beschuldigten Karl Denk, 16.4.1980.

[19] Anna-Maria (Annemarie) Denk, geb. Wankl, 19.7.1911, Wien, verst. 17.9.1987, Wien.

[20] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/29849, fol. 1453. Lebenslauf.

[21] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 332.010.

[22] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 266.831. Dienstliche Abstellung, 10.10.1940.

[23] LGfSS, LG Wien, Zl. 22d Vr 1812/80, fol. 41–46. Vernehmung des Beschuldigten Karl Denk, 16.4.1980.

[24] Enrico Heitzer, Das sowjetische Speziallager Nr 7/Nr. 1 in Sachsenhausen im Kontext der interalliierten Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechern, in: Julia Landau/Enrico Heitzer (Hg.), Zwischen Entnazifizierung und Besatzungspolitik, Göttingen 2021, 122–136.

[25] WStLA, Historische Meldedaten.

[26] LGfSS, LG Wien, Zl. 22d Vr 1812/80, fol. 41–46. Vernehmung des Beschuldigten Karl Denk, 16.4.1980.