Täter & Täterinnen
Biografien

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Hertha Beck

Verh. Maier

geb. 30. Dezember 1919, Wien
verst. 3. Dezember 2003, Wien[1]


Hertha Beck wächst als älteste von drei Schwestern in der Nähe des Auer-Welsbach-Parks auf. Die Mutter ist Lagerarbeiterin, der Vater Fuhrmann mit eigenem Lastfuhrwerk. Hertha Beck ist als Kind Mitglied von Jung Vaterland, der Jugendorganisation des Österreichischen Heimatschutzes, und nimmt im Mai 1934 an deren alljährlicher Firmungsaktion im Wiener Stephansdom teil. In der groß angelegten politischen Kundgebung unter dem Ehrenschutz von Heimwehrführer Emil Fey werden 160 Jugendliche von Kardinal Innitzer gefirmt, neu eingekleidet und beschenkt.

 

Im April 1938, gleich nach dem »Anschluss«, tritt Hertha Beck als Kanzleikraft in die damalige Deutsche Reichspost ein. 1941 wechselt die junge Postbeamtin für dringende Arbeiten in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien. Dort gilt es, große Postsendungen abzufertigen: Die Einberufung in die Sammellager wird per Postkarte zugestellt. Auch ihre jüngere Schwester Theresia Beck ist im Rahmen der großen Deportationen aus Wien in der Prinz-Eugen-Straße beschäftigt.

 

Nach Auflösung der Wiener Zentralstelle wechselt Hertha Beck 1943 zum RSHA in Berlin, der zentralen Behörde im Unterdrückungsapparat der NS-Diktatur. Auch hier wird sie für Karteiarbeiten eingesetzt: Sie arbeitet unter Fritz Martin in der Registratur für Schutzhaft- und Deportationssachen und unterliegt somit der Geheimhaltungspflicht. Auch ihre Schwestern Theresia Beck und Leopoldine Beck arbeiten im RSHA, wobei sich nur Theresias Dienstzeit mit Herthas überschneidet. Da die Beschäftigung naher Verwandter an derselben Dienststelle unerwünscht ist, dauert ihr Aufenthalt in Berlin nur wenige Wochen. Zurück in Wien, tritt Hertha Beck in den Dienst der Gestapo-Leitstelle am Morzinplatz.

 

Hertha Beck kehrt nach Kriegsende in den Postdienst zurück. Sie heiratet 1957 und wohnt mit Mann und Kind zunächst in einer Kleingartensiedlung in Ottakring. Nachdem die Ehe geschieden wird, lebt sie im gemeinsamen Haushalt mit ihrer Schwester Leopoldine. Bei der Post schlägt sie die Beamtinnenlaufbahn ein und geht schließlich 1979 als Post- und Fernmeldeinspektorin in Pension.

 

Zu ihrer Dienstzeit befragt, gibt die ehemalige Eichmann-Mitarbeiterin 1970 zu Protokoll, während ihrer gesamten Tätigkeit in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, dem RSHA und der Gestapo weder erfahren noch sich dafür interessiert zu haben, was mit deportierten Jüdinnen und Juden geschah.

Hertha Beck wächst als älteste von drei Schwestern in der Nähe des Auer-Welsbach-Parks auf.[2] Die Mutter ist Lagerarbeiterin, der Vater Fuhrmann mit eigenem Lastfuhrwerk in Wien-Rudolfsheim.[3] Hertha Beck ist als Kind Mitglied von Jung Vaterland, der Jugendorganisation des Österreichischen Heimatschutzes, und nimmt im Mai 1934 an deren alljährlicher Firmungsaktion im Wiener Stephansdom teil. In der groß angelegten politischen Kundgebung unter dem Ehrenschutz von Heimwehrführer Emil Fey werden 160 Jugendliche von Kardinal Innitzer gefirmt, neu eingekleidet und beschenkt.[4]


Im April 1938, gleich nach dem „Anschluss“, tritt Hertha Beck als Kanzleikraft in die damalige Deutsche Reichspost ein. 1941 wechselt die junge Postbeamtin für dringende Arbeiten in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien.[5] Dort gilt es, große Postsendungen abzufertigen: Die Einberufung in die Sammellager wird per Postkarte zugestellt. Auch ihre jüngere Schwester Theresia Beck[6] ist im Rahmen der großen Deportationen aus Wien in der Prinz-Eugen-Straße beschäftigt.[7]


Nach Auflösung der Wiener Zentralstelle wechselt Hertha Beck 1943 zum RSHA in Berlin, der zentralen Behörde im Unterdrückungsapparat der NS-Diktatur. Auch hier wird  sie für Karteiarbeiten eingesetzt: Sie arbeitet unter Fritz Martin in der Registratur für Schutzhaft- und Deportationssachen und unterliegt somit der Geheimhaltungspflicht. Auch ihre Schwestern Theresia Beck und Leopoldine Beck[8] arbeiten im RSHA, wobei sich nur Theresias Dienstzeit mit Herthas überschneidet. Da die Beschäftigung naher Verwandter an derselben Dienststelle unerwünscht ist, dauert ihr Aufenthalt in Berlin nur wenige Wochen.[9] Zurück in Wien, tritt Hertha Beck in den Dienst der Gestapo-Leitstelle am Morzinplatz.[10]


Hertha Beck kehrt nach Kriegsende in den Postdienst zurück. Sie heiratet 1957 und wohnt mit Mann und Kind zunächst in einer Kleingartensiedlung in Wien, 16., Ottakring.[11] Nachdem die Ehe geschieden wird, lebt sie im gemeinsamen Haushalt mit ihrer Schwester Leopoldine. Bei der Post schlägt sie die Beamtinnenlaufbahn ein[12] und geht schließlich 1979 als Post- und Fernmeldeinspektorin in Pension.


Zu ihrer Dienstzeit befragt, gibt die ehemalige Eichmann-Mitarbeiterin 1970 zu Protokoll, während ihrer gesamten Tätigkeit in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, dem RSHA und der Gestapo weder erfahren noch sich dafür interessiert zu haben, was mit deportierten Jüdinnen und Juden geschehe.[13]

[1] Friedhof Südwest, Grab 20-11-15.

[2] Pfarre r. k. Wien-Reindorf, Taufbuch, Bd. 77, fol. 132. Eltern: Maximilian Beck, Zäzilia geb. Fußer.

[3] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1938.

[4] Firmlinge des Wiener Heimatschutzes, Salzburger Chronik für Stadt und Land, 28.5.1934, 4.

[5] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 8953/66, Teil 3, fol. 103–105. Zeugenvernehmung Hertha Maier, 11.5.1970.

[6] Theresia Beck, geb. 11.4.1922, Wien, verst. Mai 1945, Berlin (Suizid).

[7] WStLA, LGfSS, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 871/55, fol. 71. Verhör Josef Weiszl, 3.9.1945.

[8] Mag. Leopoldine Beck, geb. 15.2.1924, verst. 9.4.2015. Vgl. Leopoldine Beck, Das Bild und der Mythos der Habsburger in den Schulgeschichtsbüchern und im „vaterländischen“ Schrifttum der Franzisko-Josephinischen Ära 1848–1918, Dipl. Arb., Universität Wien 1991.

[9] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 8953/66, Teil 1, Bd. II, fol. 387–395. Niederschrift Hertha Maier, 29.9.1967.

[10] Ebd., Teil 3, fol. 103–105. Zeugenvernehmung Hertha Maier, 11.5.1970.

[11] WStLA, Historische Meldedaten.

[12] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 8953/66, Teil 1, Bd. II, fol. 387–395. Niederschrift Hertha Maier, 29.9.1967.

[13] Ebd., Teil 3, fol. 103–105. Zeugenvernehmung Hertha Maier, 11.5.1970.