geb. 22. Februar 1906, Wien
verst. 28. November 1964 , Wien[1]
Josef Czasny wird unehelich geboren, seine Mutter ist Bedienerin. Prekäre, oft wechselnde Wohnverhältnisse in und um Wien-Penzing spiegeln die bittere Armut seiner Kindheit und Jugend wider. Nach der Volksschule besucht Czasny eine Klasse Bürgerschule, bevor er mit 14 Jahren in eine Schlosserlehre eintritt. Nach der Gesellenprüfung wird er jedoch arbeitslos und lebt von Gelegenheitsarbeiten. 1929 schließlich erwirbt Czasny die Fahrberechtigung für LKW und wird beim Heereszeugamt Wien-Arsenal, vorerst als Kraftfahrer, später als Automonteur, angestellt.
Bereits in den 1920er-Jahren engagiert sich Czasny in der nationalsozialistischen Jugendbewegung und später in der Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs. 1933 tritt er in die NSDAP ein, wobei er infolge deren Verbots seine Beitragsleistungen vorübergehend unterbricht. Spätestens 1936 ist Czasny wieder in der illegalen Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) aktiv, die ein Gegenmodell zur Freien Gewerkschaft bildet. Hier steigt er zum stellvertretenden Zellenleiter der Kraft- und Radfahrzeugs-Angestellten auf.
Czasny heiratet 1930. Seine Frau Elisabeth Wanderer ist Tochter eines Hilfsheizers. Die ersten Jahre wohnt das Paar bei Elisabeths Eltern in Wien-Baumgarten. 1935 kann es eine eigene Wohnung in einem neu errichteten Gemeindebau im 10. Bezirk beziehen. Ab dem »Anschluss« 1938 geht es weiter bergauf: Czasny, der politisch und charakterlich als »einwandfrei« beleumundet wird, tritt im Herbst 1939 über den SD bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Kraftfahrer ein.
Spätere Fotos aus dem Sammellager in der Kleinen Sperlgasse legen nahe, dass Czasnys Dienst mit Deportation unmittelbar in Verbindung steht, konkret: mit dem Abtransport von Jüdinnen und Juden auf offenen LKW zum Aspangbahnhof. Seine neue Stelle ermöglicht es Czasny, nach der Geburt eines Sohns 1942 nach Hietzing zu übersiedeln. Kurz darauf wechselt er zum RSHA in Berlin. Danach folgt er Adolf Eichmann nach Paris, wo Czasny der Lagermannschaft in Drancy angehört. Ab Juli 1944 ist er in Wulkow-Zossen, einem Außenlager des KZ Theresienstadt, stationiert.
Czasny ist Eichmanns Fahrer, als sich dieser im Mai 1945 von Prag nach Altaussee absetzt. Er wird dort von den Amerikanern festgenommen und bleibt bis 1947 im Camp Marcus W. Orr (genannt Glasenbach) interniert. Anfang 1948 kommt es zur erneuten Verhaftung durch die französischen Behörden und Czasnys Übergabe an das Militärgericht in Paris.
Mit auf der Anklagebank sitzen zwei weitere Österreicher: Josef Weiszl, Czasnys langjähriger Kollege im Eichmann-Stab, und Oscar Reich. Der ehemalige Profifußballer der Hakoah Wien war 1938 nach Frankreich geflüchtet und infolge seiner Internierung in Drancy in der SS-kontrollierten Lagerpolizei eingesetzt. Czasny kann das Gericht überzeugen, in Drancy nur als Chauffeur und Automechaniker tätig gewesen zu sein: Der SS-Mann wird freigesprochen. Lagerhäftling Reich aber, der unter dem Druck, selbst deportiert zu werden, der SS Handlangerdienste geleistet hat, wird wegen Kollaboration zum Tode verurteilt.
Nach Wien zurückgekehrt, wird Czasny bei einem Heizungsunternehmen als Fernfahrer aufgenommen. Nur vorübergehend, 1954, muss die Familie aus der »arisierten« Wohnung ausziehen, kann sie aber bald wieder in Besitz nehmen. Czasny bleibt dort bis zu seinem Tod 1964 wohnhaft.
Josef Czasny (auch: Casny) wird unehelich geboren, seine Mutter ist Bedienerin.[2] Die 25-jährige Frau wird vom Kindesvater im Stich gelassen; auch seitens ihrer Herkunftsfamilie erfährt sie wenig Unterstützung. Der gerichtlich bestellte Vormund erstreitet den Alimentationsanspruch seines Mündels; gleichzeitig aber steht wegen dessen unzureichender Versorgung die Zuweisung in ein Erziehungsheim im Raum.[3] Prekäre, oft wechselnde Wohnverhältnisse in und um Wien, 14., Penzing spiegeln die bittere Armut in Czasnys Kindheit und Jugend wider.[4]
Nach der Volksschule besucht Czasny eine Klasse Bürgerschule, bevor er mit 14 Jahren in eine Schlosserlehre eintritt.[5] Nach der Gesellenprüfung wird er jedoch arbeitslos und lebt von Gelegenheitsarbeiten. 1929 erwirbt Czasny die Fahrberechtigung für LKW und wird beim Heereszeugamt Wien-Arsenal, vorerst als Kraftfahrer, später als Automonteur, angestellt.[6]
Bereits in den 1920er-Jahren engagiert sich Czasny in der nationalsozialistischen Jugendbewegung und später in der Frontkämpfervereinigung Deutsch- Österreichs.[7] 1933 tritt er in die NSDAP, Ortsgruppe Hietzing, ein,[8] wobei er infolge deren Verbots seine Beitragsleistungen vorübergehend unterbricht. Spätestens 1936 ist Czasny wieder in der illegalen Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) aktiv, die ein Gegenmodell zur Freien Gewerkschaft bildet. Hier steigt er zum stellvertretenden Zellenleiter der Kraft- und Radfahrzeugs-Angestellten auf.[9]
Czasny heiratet im Herbst 1930.[10] Seine Frau Elisabeth Wanderer[11] ist Tochter eines Hilfsheizers.[12] Die ersten Jahre wohnt das Paar bei Elisabeths Eltern in Wien-Baumgarten. 1935 kann es erstmals eine eigene Wohnung in einem neu errichteten Gemeindebau in Wien, 10., Favoriten beziehen. Ab dem „Anschluss“ 1938 geht es weiter bergauf: Czasny, der politisch und charakterlich als „einwandfrei“ beleumundet wird, tritt im Herbst 1939 über den SD bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Kraftfahrer ein. Spätere Fotos aus dem Sammellager in der Kleinen Sperlgasse legen nahe, dass Czasnys Dienst mit den Deportationen unmittelbar in Verbindung steht, konkret: mit dem Abtransport von Jüdinnen und Juden auf offenen LKW zum Aspangbahnhof.
Seine neue Stelle ermöglicht es Czasny, nach der Geburt eines Sohns 1942 nach Wien, 13., Hietzing zu übersiedeln. Das neue Heim liegt in dem eleganten Wohnhaus in der Kremsergasse 1, Ecke Fleschgasse.[13] Letztere ist nach dem Lederfabrikanten Siegmund Flesch benannt. Das Wohnhaus gehört dessen Urenkelin,[14] die die schöne Liegenschaft und das gegenüberliegende Fabriksgelände 1940 verkauft.[15] Selbst die Straße wird in der NS-Zeit umbenannt, um jede Erinnerung an das jüdische Erbe zu tilgen.[16]
Im August 1942 wechselt Czasny zum RSHA in Berlin.[17] Danach folgt er Adolf Eichmann nach Paris, wo Czasny der Lagermannschaft in Drancy angehört. Ab Juli 1944 ist er in Wulkow-Zossen, einem Außenlager des KZ Theresienstadt, stationiert. Hier werden Häftlinge für den Bau einer Ausweichdienststelle des RSHA eingesetzt. Laut eigener Angabe ist Czasny als Kraftfahrer eingesetzt und führt eine Zugmaschine mit Anhänger für Baumaterialien.[18]
Czasny ist Eichmanns Fahrer, als sich dieser im Mai 1945 von Prag nach Altaussee absetzt.[19] Er wird dort von den Amerikanern festgenommen[20] und bleibt bis 1947 im Camp Marcus W. Orr (genannt „Glasenbach“) interniert. Anfang 1948 kommt es zur erneuten Verhaftung durch die französischen Behörden und Czasnys Übergabe an das Militärgericht in Paris.[21]
Mit auf der Anklagebank sitzen zwei weitere Österreicher: Josef Weiszl, Czasnys langjähriger Kollege im Eichmann-Stab, und Oscar Reich.[22] Der ehemalige Profifußballer der Hakoah Wien war 1938 nach Frankreich geflüchtet und infolge seiner Internierung in Drancy in der SS-kontrollierten Lagerpolizei eingesetzt. Czasny kann das Gericht überzeugen, in Drancy nur als einfacher Chauffeur und Automechaniker tätig gewesen zu sein: Der SS-Mann wird freigesprochen.[23] Lagerhäftling Reich aber, der unter dem Druck, selbst deportiert zu werden, der SS Handlangerdienste geleistet hat, wird wegen Kollaboration zum Tode verurteilt.[24]
Nach Wien zurückgekehrt, wird Czasny bei einem Heizungsunternehmen als Fernfahrer aufgenommen.[25] Nur vorübergehend, 1954, muss die Familie aus der „arisierten“ Wohnung ausziehen, kann sie aber bald wieder in Besitz nehmen. Czasny bleibt dort bis zu seinem Tod 1964 wohnhaft.
[1] Friedhof Baumgarten, Grab M-101 (als Casny).
[2] Pfarre r. k. Alservorstadtkrankenhaus, Taufbuch, Bd. 201, fol. 238. Mutter: Rosa Casny.
[3] WStLA, BG Hietzing, A5/1, Zl. 1 P 203/06. Vater: Johann Schneider.
[4] WStLA, Historische Meldedaten.
[5] BArch Berlin, NSDAP-Gaukartei, Sign. R 9361-IX Kartei/5621179.
[6] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/27789, fol. 1818. Lebenslauf.
[7] Ebd.
[8] BArch Berlin, NSDAP-Gaukartei, Sign. R 9361-IX Kartei/5621179, 5621180.
[9] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 335.450. Personal-Fragebogen.
[10] Pfarre r. k. Penzing, Trauungsbuch, Bd. 35, fol. 86.
[11] Elisabeth Czasny, geb. Wanderer, 15.4.1908, Wien, verst. 4.7.1988, Wien.
[12] Pfarre r. k. Baumgarten, Taufbuch, Bd. 11, fol. 27.
[13] Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Salzburg 1995, Bd. III/2, 24. Von Architekt Adolf Oberländer 1912/1913 erbaut.
[14] Irmgard Weber, geb. Köchert.
[15] Die Fabrik geht an den Ottakringer Fleischermeister Franz Wiesbauer, der hier bis 1995 eine Wurstfabrik betreibt. Siehe: Josef Holzapfel, Die Fabriken des Wientals, online: www.1133.at/document/view/id/55 (abgerufen 1.11.2022).
[16] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1942. Umbenennung 1938–1947 auf Burgkmairgasse, nach dem deutschen Maler der Spätgotik.
[17] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 335.450. Ummeldung.
[18] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 6995/46, fol. 261–262. Zeugenvernehmung Josef Czasny, 23.12.1947.
[19] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 3967/61, Bd. 2, fol. 275–277. Aussage Josef Weiszl, 8.2.1945.
[20] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 335.450. Lagerkartei.
[21] WStLA, NS-Registrierung, 13. Bezirk, Zl. 3451/XIII, 3464/XIII. Josef Czasny an Mag. Bezirksamt, 15.2.1949.
[22] Oscar Reich, geb. 14.1.1914, Wien, hing., 5.7.1949, Fort de Montrouge nahe Paris.
[23] Siehe z. B.: Douze tortionnaires et un prêtre dénonciateur devant la justice, L’Aurore, 8.2.1949; Une condamnation à mort dans le procès des tortionnaires de Drancy, L’Aube, 9.2.1949; On instruit, on poursuit, on juge…, L’Aurore, 9.2.1949; Wiener Fußballer Oskar Reich in Paris zum Tode verurteilt, Wiener Kurier, 9.2.1949, 8.
[24] Ministère des Armées, Paris, Tribunal militaire permanent (TMP), jugement no. 170/1484.
[25] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 6995/46. J. L. Bacon an LGfSS, 16.12.1949.