Täter & Täterinnen
Biografien

Täter & Täterinnen
Biografien

Profil von Mann in Uniform, Blick nach links (von der Kamera aus) © Deutsches Bundesarchiv
Adolf Eichmann © Deutsches Bundesarchiv
Halbprofil von Mann mit Uniform und SS-Mütze, blickt zur Kamera. © Wikipedia, Commons
Adolf Eichmann © Wikipedia, Commons

Adolf Eichmann

SS-Obersturmführer

geb. 19. März 1906, Solingen
hing. 1. Juni 1962, Ramla bei Tel Aviv


Adolf Eichmann, der 1906 im Rheinland geboren wird, wächst in Linz auf. Er ist das älteste von fünf Kindern aus der ersten Ehe seines Vaters. Dieser arbeitet zunächst als Buchhalter, dann als kaufmännischer Direktor bei der Linzer Straßenbahn und Elektrizitätsgesellschaft, die 1920 von der Oberösterreichischen Elektro-Baugesellschaft übernommen wird. Eichmann besucht in Linz die Volks- und Mittelschule sowie zwei Jahrgänge der Höheren Bundeslehranstalt für Elektrotechnik. Danach arbeitet er als Verkäufer im Elektrogroßhandel. 1927 bis 1933 ist Eichmann oberösterreichischer Vertreter für die Vacuum Oil Company. In diese Zeit fällt seine politische Radikalisierung: Eichmann ist ab 1927 Angehöriger der Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs, eines paramilitärischen Wehrverbands der Extremrechten. 1932 erfolgt sein Eintritt in die NSDAP und SS.

 

Nach deren Verbot setzt Eichmann sich nach Deutschland ab, wo er sich der Österreichischen Legion anschließt. Er ist vorerst im Fliegerhorst Lechfeld, danach in Passau und ab Jänner 1934 im SS-Hilfswerklager Dachau stationiert. Im Herbst 1934 wird Eichmann in das Hauptamt des SD in Berlin versetzt, wo er zunächst in der Abteilung »Freimaurer« arbeitet. 1937 wechselt er in die Abteilung »Juden«. In dieser Funktion reist er auf geheimer Erkundungsmission in das damals britische Mandatsgebiet Palästina. Eichmann gilt rasch als »anerkannter Spezialist auf seinem Sachgebiet«, wie es in den internen Beurteilungen heißt.

 

1935 heiratet Eichmann Veronika, genannt Vera, Liebl. Ein erster Sohn wird 1936 in Berlin geboren. Nach dem »Anschluss« 1938 wird Eichmann nach Wien versetzt. Als Inspektor des SD betraut man ihn mit dem Aufbau der Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Deren Sitz ist das »arisierte« Palais Rothschild in Wien 4., Prinz-Eugen-Straße 20–22. Eichmann selbst bezieht eine repräsentative Wohnung in einer ebenfalls »arisierten« Mietsvilla in Wien 2., Böcklinstraße 63.

 

Unter Eichmanns Führung wickelt die Zentralstelle vorerst die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung ab, wobei bald die ersten Deportationen erprobt werden. Im März 1939 beauftragt man ihn mit der Errichtung einer Zentralstelle in Prag nach dem Wiener Modell. Eichmanns dortige Station ist jedoch nicht von langer Dauer. Zu Jahresende wird er mit der Leitung der Reichszentrale für jüdische Auswanderung in Berlin betraut. Ab diesem Zeitpunkt ist Eichmann für die Gesamtorganisation der Judenvernichtung im besetzten Europa verantwortlich.

 

Nach der Besetzung Ungarns übersiedelt Eichmann 1944 nach Budapest. Seine Dienststelle befindet sich im Hotel Majestic am Schwabenberg/Svábhegy. In einem Zeitraum von weniger als zwei Monaten organisiert Eichmann mit seinem treuesten Stab die Deportation von fast einer halben Million ungarischer Jüdinnen und Juden. Für seinen Einsatz erhält er zu Jahresende das Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern.

 

Als sich das Kriegsende abzeichnet, reist Eichmann nach Prag. Im Frühjahr 1945 setzt er sich Richtung Österreich ab und schlägt sich nach Altaussee zu Verwandten seiner Frau durch. Er gerät in US-Kriegsgefangenschaft, kann aber fliehen und unter falschem Namen untertauchen. 1950 gelingt es ihm, sich vorerst nach Italien und schließlich nach Argentinien abzusetzen. Dort lebt und arbeitet er unter dem Decknamen Ricardo Klement. Seine Frau folgt ihm 1952 mit den drei Söhnen. 1955 wird ein vierter Sohn in Buenos Aires geboren.

 

1960 wird Eichmann vom israelischen Geheimdienst aus Argentinien nach Israel entführt. In seinem Prozess streitet Eichmann jede Schuld ab: Er habe keine Transporte, sondern lediglich deren Fahrpläne zusammengestellt. Eichmann wird Ende 1961 zum Tode verurteilt. Das Urteil wird in den frühen Morgenstunden des 1. Juni 1962 vollstreckt.

Adolf Eichmann, der 1906 im Rheinland geboren wird, wächst in Linz auf. Er ist das älteste von fünf Kindern aus der ersten Ehe seines Vaters. Dieser arbeitet zunächst als Buchhalter, dann als kaufmännischer Direktor bei der Linzer Straßenbahn und Elektrizitätsgesellschaft, die 1920 von der Oberösterreichischen Elektro-Baugesellschaft übernommen wird.[1] Eichmann besucht in Linz die Volks- und Mittelschule sowie zwei Jahrgänge der Höheren Bundeslehranstalt für Elektrotechnik. Danach arbeitet er als Verkäufer im Elektrogroßhandel der Oberösterreichischen Elektro-Baugesellschaft. 1927 bis 1933 ist Eichmann oberösterreichischer Vertreter für die Vacuum Oil Company. In diese Zeit fällt seine zunehmende politische Radikalisierung: Eichmann ist ab 1927 Angehöriger der Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs, eines paramilitärischen Wehrverbands der Extremrechten. 1932 erfolgt sein Eintritt in die NSDAP und SS.[2]


Nach deren Verbot setzt Eichmann sich nach Deutschland ab, wo er sich der Österreichischen Legion anschließt. Er ist vorerst im Fliegerhorst Lechfeld, danach in Passau und ab Jänner 1934 im SS-Hilfswerklager Dachau stationiert.[3] Im Herbst 1934 wird Eichmann in das Hauptamt des SD in Berlin versetzt, wo er zunächst in der Abteilung „Freimaurer“ arbeitet. 1937 wechselt er in die Abteilung „Juden“ und leitet dort das Referat „Zionisten“. In dieser Funktion reist er auf geheimer Erkundungsmission in das damals britische Mandatsgebiet Palästina. Eichmann gilt rasch als „anerkannter Spezialist auf seinem Sachgebiet“, wie es in den internen Beurteilungen heißt.[4] Auch die Kollegen bestätigen Eichmanns Eignung für „Organisationsfragen, Registrierungen und andere systematische und gewissenhafte Arbeiten“.[5]


1935 heiratet Eichmann Veronika, genannt Vera, Liebl.[6] Ein erster Sohn wird 1936 in Berlin geboren, wo die Familie in der Großsiedlung Britz in Neukölln, einem Pionierprojekt des sozialen Wohnbaus, lebt.[7] Nach dem „Anschluss“ 1938 wird Eichmann nach Wien versetzt. Als Inspektor des SD betraut man ihn mit dem Aufbau der Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Deren Sitz ist das „arisierte“ Palais Rothschild in Wien, 4., Wieden, Prinz-Eugen-Straße 20–22. Eichmann bezieht eine erste Wohnung auf der Wieden, übersiedelt aber bald in eine repräsentative Wohnung in einer ebenfalls „arisierten“ Mietsvilla in Wien, 2., Leopoldstadt, Böcklinstraße 63.[8]


Unter Eichmanns Führung wickelt die Zentralstelle vorerst die Auswanderung ab, wobei bald die ersten Deportationen erprobt werden. Im März 1939 beauftragt man Eichmann mit der Errichtung einer Zentralstelle in Prag nach dem Wiener Modell. Die schöne Immobilie im Prater Cottage überlässt er sechs SS-Kollegen.[9] Eichmanns Station in Prag ist jedoch nicht von langer Dauer. Zu Jahresende wird er mit der Leitung der Reichszentrale für jüdische Auswanderung in Berlin betraut. Ab diesem Zeitpunkt ist Eichmann für die Gesamtorganisation der Judenvernichtung im besetzten Europa verantwortlich. Die außerordentlich rasche Karriere hat einen Schönheitsfehler: Eichmann, der viel auf den eigenen Status gibt, muss sich damit abfinden, dass sein Dienstgrad seine tatsächliche Verwendung nicht widerspiegelt. Da er kein Akademiker ist, bleibt ihm der höchste Dienstrang verschlossen.


Nach der Besetzung Ungarns übersiedelt Eichmann 1944 nach Budapest. Seine Dienststelle befindet sich im Hotel Majestic am Schwabenberg/Svábhegy. Privat nimmt er Quartier in einer eleganten Villa am Rosenhügel/Rózsadomb. Deren Eigentümer, ein bekannter Glühlampenfabrikant, wird in das KZ Mauthausen verschleppt.[10] In einem Zeitraum von weniger als zwei Monaten organisiert Eichmann mit seinem treuesten Stab die Deportation von fast einer halben Million ungarischer Jüdinnen und Juden. Für seinen Einsatz erhält er zu Jahresende das Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern.[11]


Als sich das Kriegsende abzeichnet, reist Eichmann nach Prag. Im Frühjahr 1945 setzt er sich Richtung Österreich ab und schlägt sich nach Altaussee zu Verwandten seiner Frau durch. Er gerät in US-Kriegsgefangenschaft, kann aber fliehen und unter falschem Namen untertauchen. 1950 gelingt es ihm, sich vorerst nach Italien und schließlich nach Argentinien abzusetzen.[12] Dort lebt und arbeitet er unter dem Decknamen Ricardo Klement.[13] Seine Frau, die in Altaussee zurückgeblieben ist, folgt ihm 1952 mit den drei Söhnen.[14] 1955 wird ein vierter Sohn in Buenos Aires geboren.


1960 wird Eichmann vom israelischen Geheimdienst aus Argentinien nach Israel entführt. In seinem Prozess streitet Eichmann jede Schuld ab: Er habe keine Transporte, sondern lediglich deren Fahrpläne zusammengestellt. Eichmann wird Ende 1961 zum Tode verurteilt. Das Urteil wird in den frühen Morgenstunden des 1. Juni 1962 vollstreckt.

[1] Police d’Israel, Verhörprotokoll Adolf Eichmann, Bd. 1, Tonbandtranskription, 1–14.

[2] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/522721, fol. 828–829. Lebenslauf.

[3] Ebd.

[4] Ebd., fol. 816–817. Personal-Bericht.

[5] Staatsanwaltschaft Wien, Zl. 15 St 109560/99, Teil 8, fol. 131–162. Protokoll der Aussage Dieter Wisliceny, 2.12.1946.

[6] Veronika Eichmann, geb. Liebl, 9.4.1909, Lodus (heute: Mladé) bei Budweis, Südböhmen.

[7] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/522721.

[8] Grundbuch, KG Leopoldstadt, EZ 3963. Eigentümer 1938: Marie Lisa Klein geb. Friedmann und Mitbesitzer.

[9] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1942. Eichmanns Nachmieter sind Wilhelm Berkau, SS-Sturmbannführer aus Hamburg; SS-Führer Kurt Marschelka; SSSturmhauptführer Gerhard Otto; Alfred Renndorfer, SS-Führer aus München; SS-Obersturmführer Karl Stöterau; SS-Untersturmführer Reinhardt Wiech.

[10] Lipót Aschner, Industrieller, geb. 27.1.1872, Assakürt, dept. KZ Mauthausen, 1944, verst. 6.2.1952, Budapest.

[11] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/522721, fol. 812. Verleihungsurkunde.

[12] Siehe dazu: Bettina Stangneth, Eichmann vor Jerusalem: Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, 3. Aufl., Hamburg 2021.

[13] VWI, Eichmann Mappe 1. Typoskript Simon Wiesenthal, o. D.

[14] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl 748/55, Bd. II, fol. 59–64. Sicherheitsdirektion an LGfSS, 17.12.1954.